Aleksej Stenin (* 1959 Geboren in Russland)

  • 1974 – 1977 Studium der Malerei in Russland
  • 1977 – 1983 Studium der Meteorologie
  • 1983 - 1992 Dipl. Meteorologe (DDR, Afghanistan und Russland)
  • 1992 Übersiedlung nach Deutschland
  • Seit 1993 Tätigkeit als Künstler mit einer Vielzahl von Ausstellungen im In- und Ausland

(c) Frank Becker

Nach Picasso und Pop Art

Der Maler Aleksej Stenin sucht neue Wege Zu der Erkenntnis gelangt, daß ein globaler Stillstand in der künstlerischen Entwicklung eingetreten ist, kann ein Künstler nur aufgeben – oder wie Aleksej Stenin nach einem Weg suchen, diesen Stillstand zu überwinden, ja ihn zu einer neuen Form umzumünzen. In der Literatur- und Sprachwissenschaft ist ein ähnliches Phänomen bekannt: hier nennt man es „Sprachskepsis“ – die Unmöglichkeit, mit vorhandenen sprachlichen Mitteln etwas neues auszudrücken. Alles ist gesagt. Die Sprache muß folglich, aufbauend auf vorhandenen Elementen neu definiert werden. In der Malerei: alles ist bereits gemalt. Eine neue Sicht muß her. Haben große Maler wie Grant Wood, Pablo Picasso, François Boucher, Leonardo, Edward Hopper, Salvador Dali oder Dominique Ingres (um nur einige zu nennen) sich entwickelt oder schlicht einen neuen Stil, eine neue Ausdrucksform „erfunden“, als sie die Feststellung machen mußten, daß die überkommenen Mittel ausgeschöpft waren? Aleksej Stenin schaut genau hin und tut genau das, was auch mit der sich erneuernden Sprache geschieht. Er erfüllt die in ihrer perfekten Form erstarrte Welt des klassischen Bildes mit neuem Leben, versucht, wie er es nennt, ein déja vu. Also treffen wir in den Großformaten, die er in den vergangenen zwei Jahren entwickelt hat, neben anderen die oben genannten Klassiker im neuen Kleid - mit ernsthaften gesellschaftlichen Bezügen, doch auch mit Ironie und Augenzwinkern wieder. Mit aufwendiger Mischtechnik, zunächst Acryl in zahlreichen pastosen Farbauftragungen auf Leinwand, dann Collage, schließlich Öl und abschließend abermals Acryl, entstehen sowohl in der Technik als auch in der Aussage vielschichtige Begegnungen berühmter Gemälde - keine Kopien, notabene! - mit Ikonen der Werbung, Wortfetzen aus Presse und Reklame, Warenzeichen und Portraits – alles übertupft mit den Blumen, nein, nicht des Bösen, eher des Paradieses. Da trifft Warhol auf Boucher, Picasso auf Ingres, kann man gar zwei Picassos auf einem Bild bewundern – wer kann sich heute überhaupt noch einen leisten? – oder granteln die berühmten Farmersleute von Grant Wood hinter einer Daily Mail. Chanel Nr. 5 und Lucky Strike steigen – hier nähert sich Stenin bewußt Mel Ramos und Andy Warhol – zum Kunstobjekt auf. Ein bißchen Suchbild, ein wenig Kunstexkursion, häufig ein guter Spaß verkörpern Aleksej Stenins neue Bilder die intensive Auseinandersetzung mit der allgemeinen Kunstskepsis, handwerklich hervorragend und von neuer, frischer Kreativität. Wer jetzt einen neuen Stenin erwirbt, bekommt einen Picasso, einen Warhol oder einen Hopper als Lehrstück dazu.

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